Gestern habe ich per Post die Kündigung meines Unterrichtsraumes zum 31.12.2019 in der KulturOase in der Hospeltstrasse in Ehrenfeld erhalten. Zuerst war mir der Grund nicht ersichtlich, aber aus einem Begleitschreiben ging hervor, dass sämtlichen Proberaummietern in der KulturOase zum Ende des Jahres die Verträge gekündigt werden.
Hintergrund ist, dass der Betreiber der KulturOase, der selbst Mieter des Geländes ist, nun vom Eigentümer des Grundstücks unmögliche Auflagen und Zahlungsnachforderungen bekomen hat, dass für ihn die Einrichtung nicht mehr zu halten ist und somit schliessen muss. Es ist schon seit längerem bekannt, dass der Eigentümer kein besonderes Interesse an dem Erhalt der Proberäume hat, vielmehr auf die Errichtung von Top-Luxus-Eigentumswohnungen im Stil der Vorderhäuser abzielt.
Man mag über die Qualität der Räume streiten, mindestens nachvollziehbar ist jedenfalls, dass die Sanierung der Räume durch den Betreiber sich bei derartiger Gängelung durch den Eigentümer in gewissen Grenzen hielt.
Jedenfalls ist es jetzt soweit, dass die KulturOase schliessen wird, und ein weiteres Stück Kulturraum in Ehrenfeld einzelnen Profithaien zum Opfer fällt. Konkret bedeutet dies, dass ab dem 1.1.2020 ca 100 Proberäume nicht mehr verfügbar sind, wovon in etwa 250 Bands, Musikerinnen und Musiker und freischaffende Musiklehrerinnen und -lehrer betroffen sein werden.
Es ist wirklich schön, wenn Ehrenfeld sich bei Ereignissen wie dem “Tag des guten Lebens” selbst feiert und von ausserbezirklichen Besuchern bewundern lässt. Die traurige Wahrheit über die Entwicklung dieses “In-Viertels” zeigt sich aber in Ereignissen wie der aktuell bevorstehenden Schliessung einer nicht ganz unbedeutenden Kultureinrichtung.
Warum ist die KulturOase nicht einfach nur ein “Proberaumkomplex”, sondern hat die Qualität einer Kultureinrichtung? Sicher, Räume gibt es viele, hier jedoch gab es für Musikschaffende unterschiedlichster Couleur immer wieder Berührungspunkte, man traf sich zum gemeinsamen Plausch im Gang, als Musiker/in oder Musiklehrer/in hatte man die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Die Einrichtung bot eine gewisse soziale Komponente, die für freischaffende Künstler in ihrer Alltagstätigkeit auch Halt und Identifikation bedeutet. Das Bild vom einsamen Musiker in der Dachkammer ist zwar romantisch, hat aber mit der Lebenswirklichkeit nichts zu tun. Mit Auflösen wie Orten der KulturOase wird eindeutig ein weiterer Keil in die soziale und kulturelle Identität der Menschen in der kölner Musiklandschaft getrieben.
Was kommt als nächstes? 11.11.? Dann ist die Welt wieder in Ordnung?